FWSV
10. November 2020

Presseerklärung des dlh vom 10.11.2020

Der dlh fordert ein flexibles und differenziertes Corona-Schulkonzept

Der Widerspruch zwischen Kontaktbeschränkungen in vielen öffentlichen Bereichen und dem Offenhalten der Schulen und dem Schülertransport in überfüllten Verkehrsmitteln muss aufgelöst werden!

Alle am Schulleben Beteiligten sind irritiert. Die Behörden riskieren die Akzeptanz für ihre Maßnahmen!

Hamburgs Schulen sind mit ihren rund 256.000 Schülerinnen und Schülern und 34.400 Schulbeschäftigten Massenveranstaltungen mit erheblichen gesundheitlichen Risiken durch intensive Kontakte zwischen allen Beteiligten. Diese haben sich in den letzten Wochen durch die Zunahme der Infektionszahlen beträchtlich erhöht.
Auch wenn die Schulen bislang keine Treiber der Corona-Pandemie zu sein scheinen, ist angesichts der zunehmenden Dynamik des Infektionsgeschehens ein Umdenken in der Bildungsbehörde unumgänglich. Dabei darf nicht nur das Schulleben im Fokus der Betrachtung stehen. Auch die Beförderung der Schülerinnen und Schüler in (überfüllten) Bussen und Bahnen muss schulbezogen berücksichtigt werden. Die mantrahaft vorgetragene These unseres Schulsenators von den Schulen als „sichere Orte“ ist angesichts der Infektionszahlen problematisch und die Grundidee vom Präsenzunterricht um jeden Preis zu hinterfragen.

Deshalb fordert der dlh von der Behörde für Schule und Berufsbildung die Ablösung des schulweiten Präsenzunterrichts für alle durch ein flexibles und anforderungsgerecht differenziertes Corona-Schulkonzept. In ihm sollten Kontaktreduzierungen ganz oben auf der Agenda stehen! Darüber hinaus sind alle Nachteile von maßvollen und angemessenen Ausweitungen des Online-Unterrichts (Hybrid- und Distanzunterricht sowie blended learning) gegen den erzielbaren Gesundheitsschutz abzuwägen. Das gilt insbesondere für die älteren und technikaffinen Schülerinnen und Schüler. Denn es ist z. B. nicht plausibel, dass Auszubildende von ihren Ausbildungsbetrieben zwecks Infektionsschutz ins Homeoffice verbannt werden, in der Berufsschule aber ihre Schulpflicht erfüllen müssen und dicht gedrängt neben ihren Mitschülern sitzen.

Das sture Beharren auf das schulweite Einheitskonzept (Präsenzunterricht für alle) ist nach Auffassung des dlh angesichts der kaum noch kontrollierbaren Infektionszahlen, der Überforderung der Gesundheitsämter sowie der fehlenden systematischen und verlässlichen Testung der Lehrkräfte und des weiteren pädagogischen Personals unverantwortlich. Der dlh fordert deswegen ein schnelles und konsequentes Umsteuern auf flexible schul- und kohortenbezogene Konzepte. Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die zeitlich begrenzt online unterrichtet werden, reduzieren die Kontakte in der Schule und schaffen Freiräume für ihre Mitschüler, die sich zeitgleich im Präsenzunterricht befinden.
Oberste Priorität muss die Gesundheit aller am Schulleben Beteiligten haben! Hierfür benötigen die Schulen die erforderliche Flexibilität – und natürlich auch zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen zur Durchführung von pädagogisch werthaltigem Online-Unterricht.

Nur gesunde Lehrkräfte können unterrichten.

der Vorstand
Die Lehrergewerkschaften Hamburg (dlh)

Die Presseerklärung als PDF-Datei