FWSV
09. September 2020

Presseerklärung des dlh vom 09.09.2020

Hamburger Lehrerschaft als Versuchskaninchen?

Seit einigen Wochen läuft der Schulbetrieb in Hamburg und die aufgetretenen Infektionszahlen in den Hamburger Schulen sind zum Glück nicht gravierend, dennoch gibt es regelhaft 3-5 Fälle pro Tag. Der Umgang damit gibt Anlass zur Kritik und Sorge.

Besonders auffällig ist, dass die Entscheidungsprozesse der Gesundheitsämter zum Teil unklar und die Entscheidungen nicht nur verschiedener Gesundheitsämter, sondern sogar innerhalb eines Gesundheitsamtes widersprüchlich sind. So werden in einem Fall nur die Schüler und Schülerinnen der direkten Umgebung (Sitznachbarn) des Krankheitsfalls in Quarantäne gesetzt und in anderen Fällen die ganze Klasse. Die betreffenden Kollegen und Kolleginnen werden ebenso unterschiedlich behandelt: Einerseits werden Lehrkräfte auch in Quarantäne beordert und andererseits gelten sie als Kontaktpersonen zweiten Grades nicht als quarantänewürdig, ohne dass das zuständige Gesundheitsamt jemals die mitunter beengte Klassenraumsituation vor Ort direkt unter Augenschein genommen hat.

„Die Lehrergewerkschaften Hamburg fordern hier ein transparenteres Verfahren mit besser abgestimmten Gesundheitsämtern, welches zu einer besseren Akzeptanz der Maßnahmen bei den zum Teil verunsicherten Kollegen und Kolleginnen führt“, so der Erste Vorsitzende des dlh, Helge Pepperling. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Lehrkräfte nicht denselben Gesundheitsschutz erfahren wie die betreffenden Schüler und Schülerinnen bzw. Personen anderer in der Schule tätiger Berufsgruppen“, so Pepperling.
„Unter gleichen Bedingungen müssen auch vergleichbare Maßnahmen ergriffen werden, sonst geht die Akzeptanz verloren“.

Auch die Kommunikation zwischen den Schulleitungen und den betreffenden Kollegien kann an vielen Stellen verbessert werden, indem schulische Zuständigkeiten und das Ablaufprozedere bei einem auftretenden Coronafall im Vorfeld geklärt werden. In manchen Schulen ist zudem die beengte Raumsituation mit schlechter Raumbelüftung zu konstatieren! Auch hier fordert der dlh Verbesserungen bzw. Lüftungskonzepte, gerade vor dem Hintergrund der anstehenden kälteren Jahreszeit.

Zudem müssen zusätzliche zeitliche und technische Ressourcen für die Lehrkräfte bereitgestellt werden, die neben dem Präsenzunterricht nun auch noch zusätzlich online die unter Quarantäne stehenden Schüler und Schülerinnen betreuen sollen. Die Lehrerschaft in Hamburg zeigt in dieser außergewöhnlichen Zeit ein hohes Engagement, welches auch ein hohes Maß an Fürsorgepflicht des Dienstherrn einfordern lässt. Dem ist nachzukommen!

Presseerklärung des dlh vom 09.09.2020