FWSV
29. Juli 2020

Presseerklärung des dlh vom 29.07.2020

Mangelhafter Plan der BSB zum Schulstart 2020/21

Erst eine Woche vor Schulbeginn – und zeitgleich mit den erneuten Warnungen des RKI vor einer flächendeckenden Ausbreitung der COVID-19-Pandemie - gibt die Schulbehörde ihren Plan zum Start in das neue Schuljahr bekannt.

Er kommt nach Ansicht des dlh zu spät, ist nicht hinreichend differenziert, belastet die Lehrkräfte mit erheblicher Mehrarbeit und enthält zudem keine aussagekräftigen Hinweise für möglicherweise notwendige Anpassungen an eine ggf. veränderte Infektionslage (sog. Plan B).
Die umfangreichen Verwaltungsanweisungen der BSB zur Sicherstellung vollwertiger Unterrichts-, Förder- und Ganztagsangebote lassen sich bis zum Schuljahresstart nur mit erheblichem Aufwand umsetzen. Unnötiger Zeitdruck entsteht aufgrund des immer noch nicht vorliegenden überarbeiteten Muster-Corona-Hygieneplans und ausbleibender Informationen zur konkreten Ausgestaltung des Unterrichtsangebots für den Fernunterricht.
Darüber hinaus berücksichtigt der Plan nicht die unterschiedlichen Infektionsrisiken der Schülerinnen und Schüler. Mehrere wissenschaftliche Studien verdeutlichen, dass das Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen deutlich geringer und der Krankheitsverlauf wesentlich ungefährlicher ist als bei Erwachsenen. „Deshalb ist nicht nachvollziehbar, warum die BSB das von ihr entwickelte Maßnahmenpaket nicht zielgruppengenau differenziert und zumindest für die erwachsenen Schülerinnen und Schüler das Abstandsgebot beibehält“ moniert der Vorsitzende des dlh, Helge Pepperling. „Schließlich befinden sich in den Oberstufen Hamburger Schulen nicht wenige Schülerinnen und Schüler, die derzeit in der Öffentlichkeit aufgrund ihres nicht pandemiegerechten Verhaltens auffallen. In diesem Punkt muss deswegen dringend nachgebessert werden.“ Ohnehin ist angesichts der Infektionsentwicklung bei Schülerinnen und Schülern in Israel und Schweden das von der BSB aufgehobene Abstandsgebot in allen Klassen zu hinterfragen.
Und wie nicht anders zu erwarten, beinhaltet das Maßnahmenpaket der BSB erhebliche Mehrarbeit für die Lehrerinnen und Lehrer. Neben der Durchführung zusätzlicher Lernstandserhebungen und der Entwicklung von Förderkonzepten verlangt der Dienstherr u.a. auch die Entwicklung von Unterstützungssystemen für Schülerinnen und Schüler im Distanzunterricht und deren regelmäßige Betreuung per Telefon oder Videokonferenz. Darüber hinaus sind Lehrerinnen und Lehrer aufgefordert, den schulischen Hygieneplan zu überarbeiten, die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln für Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, infektiöse Schülerinnen und Schüler aufzuspüren und für sie entsprechende Maßnahmen einzuleiten.  Susanne Ehlers, Vorsitzende des Philologenverbands Hamburg im dlh stellt die Sinnhaftigkeit dieser Aufgaben nicht infrage. Für sie ist es aber inakzeptabel, dass die BSB wieder einmal erwartet, dass Lehrerinnen und Lehrer Mehrarbeit ohne Vergütung leisten müssen. „Hier werden erneut die strukturellen Schwächen der Lehrkräfte-Arbeitszeit-Verordnung (LehrArbzVO) deutlich. Deshalb fordern wir erneut die überfällige Anpassung der LehrArbzVO an die veränderten Arbeitsbedingungen, “ so Susanne Ehlers.

Walter Plinke, Vorsitzender der Gewerkschaft der Lehrkräfte für Berufsbildung Hamburg (GLBH) im dlh, zeigt sich irritiert darüber, dass es in der BSB offensichtlich keinen Plan B für den Fall steigender Infektionszahlen gibt. Außerdem mahnt er erneut einheitliche Lernplattformen und Qualitätsstandards für den Fernunterricht an.

Der Vorstand

die Lehrergewerkschaften Hamburg dlh e.V.

Presseerklärung des dlh vom 29.07.2020